Im Bokor-Nationalpark, in den Elefantenbergen, im Süden Kambodschas waren die letzten Schlachten der Vietnamesen gegen die Roten Khmers. Hier oben, auf fast 1000 Meter Höhe hat inzwischen eine neue Zeitrechnung begonnen. Hier sollen in einigen Jahren 100.000 Menschen leben, Gondeln bringen sie nach oben, Messezentrum und Hochhäuser, neue Seen und 50.000 private Häuser. Doch fangen wir von vorne an. Damals. Die Franzosen entdeckten dieses Land für sich. Die Küste mit den vielen Inseln war schöner als die Cote d`Azur, noch in den Sechzigern kamen sie mit ihren Familien und schwammen an den Stränden von Kep. Das Klima hier in Bokor entsprach ganz dem europäischen und das weckte Begehrlichkeiten. Es entstand ein künstlicher Ort. Das Casino von Bokor ist der wichtigste Zeitzeuge.
Doch Bokor hatte nie Glück. Erst wurde Kambodscha selbständig und die Franzosen aus dem Land vertrieben, dann kam der kürzlich verstorbene König Sihanouk und wollte ein Vorzeigemodell und dann kamen die Roten Khmer und zerkloppten alles, was zu zerstören war.
Im alten Casino von Bokor verschanzten sie sich damals, die Wände waren ihnen wohl vorher zu massiv und boten plötzlich Schutz in den letzten Zügen der vietnamesischen Invasion, der wiederholten Befreiung dieses Landes. In der alten katholischen Kirche der Franzosen, gebaut in den glorreichen Zwanzigern, saßen nun die Vietnamesen. Wer genau hinsieht, kann Spuren entdecken, zumindestens noch in der Kirche. Die Wände des Casinos sind inzwischen komplett saniert, der frische Beton riecht noch feucht.
Es ist eine bewegte Geschichte, die dieser Fleck Erde hinter sich hat. Heute wird er beworben mit den idealisierten Temperaturen zwischen 16° und 23°. Verschwiegen wird von den neuen Herren, daß sich die Berge die Hälfte des Jahres im Nebel befinden. Aber das ist auch nicht wichtig, später einmal, im nagelneuen Popok Vil. Doch hoch auf die Berge muss dann jeder.
Wer die neue verschlungene Bergstraße hochfährt, wird den Eindruck nicht los, das sie sich den Normen einer Alpenstrasse zum Grossglockner unterordnen kann, auch sollte es nicht verwundern, wenn die Erbauer ein Schweizer Spezialunternehmen waren. Diese Straße ist mit Abstand die beste, die ich seit 10 Jahren in Kambodscha gesehen habe.
Ein Genuss. Eine große Einfallstraße führt auf das Bergmassiv zu. Vor dem Ziel steht eine kleine Holzhütte mit einem rotweißen Schlagbaum. Er signalisiert: “Halt, Kohle!” Glatte 500 kambodschanische Riel zahle ich, 4000 sind ein $. Ob ich übernachten möchte? Nein. Verwundert bin ich, denn in meinem Loose-Reiseführer steht noch, man solle sich in der Schutzhütte oben beim Aufseher melden und nichts erwarten, es könne kalt werden hier oben in den Bergen und Duschen gibt es keine, nur kaltes Bergwasser.
Da wo die Schutzhütte mal stand, steht heute ein überdimensioniertes Betontor, 50 meter hoch. Die Tore in “Herr der Ringe” sind nichts dagegen. Gleich hinter dem Tor steht eine Ausstellungshalle. Die ist neu, denke ich noch, war ich doch letztes Jahr schon hier. Drinnen traue ich meinen Augen nicht. Unbeschreiblich. Ein Modell einer neuen Zukunft. Ungläubig laufe ich einige mal drumherum, sicher jede Runde 100 meter.
Ich fragen den Leiter, wer denn das ganze hier bezahlen will. Es ist eine kambodschanische Unternehmung, sagt er professionell, ja, sag ich, das ist gut so, doch woher kommt das Geld? Das Unternehmen ist ein kambodschanisches und sitzt in Phom Penh, jaja, sag ich, aber jeder braucht doch Geld, um zu bauen,Kkredite oder Investitionen oder so. Kambodschanisch, alles Kambodschanisch, sagt er. Nee, sag ich, chinesisch oder vietnamesisch. Da sagt er ganz ruhig, es ist ein Kambodschanisches Unternehmen und wirkt so, als dass er durchaus bereit ist, dieses Spiel zu wiederholen. “You believe or you know this?”
Es ist die Sokimex Investment Group, no.22 in der Street kramounsar phsar themey in Kaun Daum Penh. im Kingdom of Cambodia. Ich verzichte auf weitere Antworten und verabschiede mich freundlich. Dann gehe ich raus und fahre über den nächsten Hügel. Was ich da sehe, glaubt mir keiner. Ich glaub es ja selber nicht. …
In D wissen wir wenig von solchen Dingen im fernen Osten, aber bauen können die schnell, wenn sie wollen. Das Geld wird sicherlich auch da sein. Immerhin wird in Kambodscha zunehmend Elektronik produziert.