Monika sitzt in der deutschen Kneipe in der Nähe des Serendipity Strandes im Süden Kambodschas. Ihre Beine sind dick und das Dunkelgraue ihrer Beinfarbe zieht sich langsam aber sicher gen Füße ins Schwarz. Heftige Wassereinlagerungen wie diese, können Hinweise auf ein Organversagen sein, Herz oder Niere. Sie geht zur Apotheke in Sihanoukville und zeigt ihre Beine. Keine zwei Minuten später hat sie eine kleine Plastiktüte mit Pillen erstanden. Es sind unterschiedliche Sorten, farblich freundlich abgestimmt und vorrangig in leichten Pastelltönen. Monika nimmt sie alle mit und ein. Sie möchte nicht wegen ihrer Beine nach Deutschland zurück. Sie will für immer hier bleiben. Das könnte ihr gelingen, nur anders. Bald wird sie nicht mehr fliegen können.
Nach einigen Recherchen im Internet entpuppen sich zwei der eingepackten identifizierbaren Pillen als in Wasser verdünnbare Pflanzennährmittel. Ein weiteres Mittel ist geeignet für Schwangere bei Gehbeschwerden. Kann es sein, dass die Mittel in den Läden geordnet sind nach Khmer Stichworten, z.b. Wasser und Bein? Hier heißen die Apotheken Pharmashops. Es sind kleine Kaufhäuser mit Pillen aller Art, original verpackt und lose. Die Losen aus großen Tüten sind mehr als suspekt, denn nichts weist auf ihren Namen hin oder den Wirkungsstoff, geschweige einen Hersteller.
Hier werden keine Fragen zur Feststellung der Krankheit gestellt. Man zeigt auf den Bauch oder auf das Hosenbein und schon hat man eine Tüte für 2$ in der Hand. Häufig mit 20 und mehr Pillen. Wie die zu nehmen sind, vor oder nach dem Essen, dazu gibt es keine Aussage. Für Monika sind die Pillen zu spät. Sie muss sofort nach Hause in ein Spezialkrankenhaus. Doch Menschen auf der Flucht sind beratungsresistent. So werden ihre Beine wohl hier bleiben.
Wurmmittel gegen Sonnenallergie
Bei einer sichtbaren Sonnenallergie wurde einem Dauerurlauber ein Wurmmittel verkauft. Es gab eine heftige Erstdosierung mit der Pflicht der täglichen Leberkontrollwerte durch den Arzt. Auch er hat das Mittel genommen und seitdem keinen Durchfall mehr. Würmer hat er auch keine, aber die hatte er vorher auch nicht.
Ausgebildete Pharmakologen sind rar in Kambodscha. Es ist komplett überfordert mit dieser Flut von Pillen. An jeder Ecke werden Medikamente zu geringsten Dollarbeträgen angeboten. Da sich meisten die Menschen keine halbwegs sicher Krankheitsdiagnose leisten können, nehmen sie die Pillen gerne an. Sie versprechen Besserung und befinden sich nicht selten auf dem Niveau der selbstgebrauten Tonika der mittelalterlichen Baader. Hoffentlich nehmen die Kranken die Pillen der Firma CPE, denn die scheinen wirkstofflos zu sein. Gesundheitsgefährdende Nebeneffekte sind ausgeschlossen, doch der Placeboeffekte kann die eigenen Heilkräfte positiv stimulieren.