Der schönste Übergang zwischen Land und Meer – Phang Nga

Ein einsames Longtailboot liegt am Steg. Ab und zu blitzen die schroffen  Kreidefelsen durch die Sichtachsen der dicht bewachsenen Landschaft uns entgegen. Schon die Anfahrt ist spektakulär. Die Aufregung nimmt zu. Wer Fotos gesehen hat von dieses Gegend, der weiß, dass sich hier gleich eine Landschaft zeigt, die schöner nicht gestaltet sein kann.

An der Strasse in die kleine Bezirkshauptstadt Phang-Nga stehen diverse selbst gemalte Schilder, vorrangig mit dem James Bond Felsen. Der Felsen ist der Star unter den Inseln. Hier wurden Teile des Films „Der Mann mit dem goldenen Colt“ gedreht. Wer mit dem organisierten Bus anfährt, bekommt den Film auf der Hin- und Rückfahrt gezeigt. Es gibt viele kleine Abfahrtsmöglichkeiten in diese versteckte Mangrovenlandschaft. Da das Abenteuer bekanntlich gleich um die Ecke liegt, nehmen wir die nächste Beste. Eine kleine unbefestigte Strasse führt uns zu einem vereinsamten Bootssteg. Es ist still, sehr still. Dann hören wir ein Fahrrad. Der Fahrer heißt Pon. Er spricht etwas Englisch und mit 1300 Baht sind wir uns handelseinig. 1300 Baht für eine Tagestour mit allen Zielen und allen Kosten.

Die schönste Landschaft der Welt
Die schönste Landschaft der Welt

Doch Pon fährt nicht selbst. Sein Vater macht die Touren, der Sohn holt die Gäste, er macht den Schlepper. Mit einem Dieselkanister beladen, macht Papa Pon sein Boot klar. Über die wackelige Stegkonstruktion besteigen wir sein Longtailboot. Krabbenreste und Fischgeruch machen schnell den tatsächlichen Einsatz des Bootes deutlich. Doch auch Schwimmwesten sind an Bord, wir werden sie noch brauchen.

Flüsse, Felsen, Fische
Flüsse, Felsen, Fische

Mit energiesparender mittlerer Geschwindigkeit bewegen wir uns auf diesem Flussarm, unzählige Fahrradreifen hängen über einem Seil, wir versuchen zu fragen, doch nur ein breites höfliches Lachen kommt uns entgegen. Alle Fragen werden wir uns heute wohl selbst beantworten müssen.

In weiter Entfernung sehen wir die ersten Felsen, steil ragen sie aus dem Wasser. Viele haben Höhlen, einige sogar prähistorische Malereien. Diese sind fast 4000 Jahre alt. Diese Landschaft hat schon früher fasziniert. Über diese Flüsse erreichen wir das offene Meer. Wind kommt auf, die Wellen werden höher. Papa Pon verringert die Geschwindigkeit, damit sich das Boot an die Wellen besser anpassen kann.

Jeder von uns hat bereits eine Schwimmweste gesichert. Sie schützt gegen das Wasser, das bei Querungen über die Bordkante spritzt und sie vermittelt ein Gefühl von etwas Sicherheit. Auch fahren einige Boote in Sichtweite, Angst kommt nicht auf.

Vor allem wird klar, dass diese Longtailboote für raues Wasser bebaut sind. Wir überwinden mutig eine der schwierigsten Stellen, da wo der Ostwind ungebremst zwischen den Kreidefelsen auf die querenden Wellen trifft.

Bond. James Bond. Sein Name ist James Bond
Bond. James Bond. Sein Name ist James Bond

Durch die Verschiebung der Perspektiven bei der Fahrt entstehen immer wieder neue Ansichten und Aussichten. Große Felsen schieben sich vor kleine Felszähne, hoch bewachsene steile Ufer werfen Schatten auf Mangrovenwälder und manchmal kommt uns ein vollbesetztes Longtailboot entgegen, eine der organisierten Fahrten mit 100 Personen. Da kann man schon mal rechnen und kommt schnell auf unglaubliche Gewinnspannen. Doch wir sind zufrieden  mit unserem tapferen Papa Pon.

Bald ist der James Bond Felsen erreicht, gut wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Doch keine 2 Minuten später sind uns zwei unfreundliche Männer auf den Fersen und wollen Eintritt in einer doch überraschenden Höhe. Ich erzähle ihnen, dass wir mit einem privaten Longtailboot gelandet sind und genau die suchen sie. Die Insel hier sei Nationalpark. Ich bezahle.

Was immer mit dem Geld auch geschieht, diese Insel ist mit Sicherheit kein schützenswerter sensibler Naturbereich mehr. Überall werden Mitbringsel verkauft, jede Form von Nepp befindet sich hier am Drehort von James Bond. Die Insel wurde sogar noch durch Sandaufschüttungen vergrößert, um noch mehr Verkaufsstände und Touristen Platz zu machen.

Es wird daher eng auf den kleinen Wegen, jedes Erinnerungsfoto erzeugt einen Stau, und Staus machen bekanntlich keine gute Laune. Wir wollen schnell weiter. Papa Pon versteht. Das eng geparkte Longtailboot wird vom Strand geschoben, im Windschatten der Inseln erreichen wir einen Felsentunnel. Hier hat sich das Meer einen Durchbruch geschaffen. Groß genug für kleine und ganz kleine Boote. Was vor 10 Jahren noch exotisch war, ist auch heute noch eine Attraktion. Seefähige Kanus fahren durch bizarre Schluchten, überall sind kleine Höhlen, die jedoch nicht befahren werden dürfen. Denn die Tide hier ist heftig. Schnell kann bei Höhlengängen der Rückweg versperrt sein.

Das Kanu-Spektakel gleitet an uns vorbei. Wir nehmen Kurs auf Sea Gypsie Village. Ein Nomadendorf im Hauptgebiet des Phuket-Tourismus?

Das Dorf  liegt im Schatten eines steilen Felsens, umgeben von der faszinierenden Kulisse der Phang Nga Bucht. Und das ist auch schon das Interessanteste. Wir kommen in einen Ort, der nur noch den Touristen zur Verfügung steht, zwei Fußwege führen parallel durch das Dorf. Überall die gleiche Ware, überall der gleiche Preis. Tradition und Geschichte ist hier verblichen, nur wer in die kleinen verwinkelten Gässchen guckt, kann das eine oder das andere Motiv noch mit nach Hause nehmen. Wir wollen weg. Etwas überrascht über die kurze Aufenthaltszeit schmeißt Papa Pon seinen Motor an. Die Wellen können uns nichts mehr anhaben, wir sind von Boot und Bootsmann überzeugt. Es geht bei Ebbe zurück zum Steg. Dieser hängt inzwischen frei in der Luft. Mit Vollgas schiebt Papa Pon sein Longtailboot durch den Schlick, nur ein zusätzliches langes Brett ermöglicht schließlich den Ausstieg.  Papa Pon nimmt alle Schwimmwesten aus dem Boot, denn heute Abend muss er raus zum Fischen, wie jeden Abend.

Ein Gedanke zu „Der schönste Übergang zwischen Land und Meer – Phang Nga

  1. Das Nebeneinander auf offiziellem und privatem Tourismusangebot kommt gut rüber. Diese Felslandschaft wird Cameron als Anregung zu den schwebenden Felsen im film Avatar gedient haben. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.

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