Der Farang und die Thailänderin

Oder: Pleiten, Pech und dann doch Glück gehabt. Eine ganze Reihe Farangs, wie wir Ausländer hier genannt werden, träumt in der Heimat sicher davon, nach Thailand auszuwandern. Vor allem nach dem letzen Winter. Es ist ein wunderbares, sonniges, warmes Land. Wenn man sich benimmt, die Gesetze und Regeln einhält, wie auch in D, nicht des Sex wegen hier herkommt und sich auch mal mit der Kultur und den Menschen befasst und sein Gehirn da arbeiten lässt, wo es seinen Platz hat, nämlich im Kopf und nicht unterhalb des Bauchnabels, lässt es sich hier ausgezeichnet und stressfrei leben. Leider vergessen fast alle Farangs diese „goldene Regel“ beim Anblick einer bildhübschen, jungen Thai. Viele wissen nicht, was in diesem Land abgeht, nichts über die Kultur, das Alltagsleben der Menschen und warum viele junge Frauen, ich nenne hier nur Pattaya, so sind. Falsch: So gemacht werden!

Ich bin nicht allwissend, aber ich sehe und höre viel und lebe seit fast 10 Monaten fest hier unter Thais, war davor in 2009 und Beginn 2010 binnen 12 Monaten 6 Monate in diesem Land – auch in Pattaya. Aber zu Pattaya vielleicht mal mehr in einem separaten Bericht.

Ich habe hier viel Elend gesehen von Farangs, die sich an die „goldene Regel“ nicht gehalten haben – und elendig untergegangen sind. Geld weg, Haus weg, Auto weg und die Frau? Natürlich gleich mit weg. Und dann kommt die Einsicht zu spät, der Katzenjammer ist gross und zum Schluss die Ausweisung. Kein Geld, kein Visum.

Ich möchte in diesem Bericht schildern, warum ich hier lebe und wie man mit dem Einsatz der Ratio auch das Problemthema Nr. 1 hier „Farang, Geld und Thaifrauen“ in den Griff bekommen und trotzdem in einer guten Beziehung leben kann ohne sich ständig um Geld zu streiten. Man muss nur suchen und Geduld haben. Und das Hirn, das ja dafür zuständig ist,  denken lassen! Dazu muss ich leider etwas ausholen, damit man meine Beweggründe und den Grund dieser Entscheidung, auszuwandern und es nie bereut habe, auch versteht.

Männer in meinem Alter, die nach Thailand auswandern, werden in Deutschland oft schief angesehen. „Alter Sack“ und junge Thai, hat mir eine alte Schulfreundin, selbst Witwe, um die Ohren gehauen. Klar, geht man durch Pattaya oder auch hier durch Ubon, Khon Khaen oder andere Städte, gibt es reichlich Beispiele dafür. Mir steht keine Wertung zu, jeder soll machen, was er will, aber für mich war klar, eine Konstellation ‘ich 56 sie 25’  geht für mich gar nicht. Und, was kaum bekannt ist, viele Farangs denken so wie ich und haben eine fast gleichaltrige Lebensgefährtin.

Ich hatte über 35 Jahre ein Baugeschäft für Lehmbau und Fachwerksanierung. 1987 kam die Hiobsbotschaft: Rheuma! Bis Ende der 90er ging das alles noch mit erträglichen Schmerzen ab. Aber ab dem Jahr 2000 wurden die Schmerzen, vor allem im Winter, immer unerträglicher. Die Deformation der Gelenke setzte ein. Aber 35 Jahre Baugeschäft machen einen zu einem harten Knochen und ich war immer hart gegen mich und selbst stärkste Schmerzen kann ich einfach ignorieren. Hab ja bis zum Tod meiner Frau auch noch gearbeitet.

Im August 2005 kam dann die 2. Hiobsbotschaft. Meine Frau war 2001 an einem unheilbaren Uterussarkom erkrankt, aber erfolgreich operiert worden. Im August 2005 wurde dann ein Rezidiv, also ein erneuter Tumor, festgestellt. Nach 3 Jahren zwischen OP und Chemo ist sie dann im Juni 2008 nach 32 gemeinsamen, sehr glücklichen Jahren nach einer erneuten Operation gestorben. Nun stand ich alleine da, Rheuma, starke Bewegungseinschränkungen, ein grosses Haus mit 600 qm. Garten zu unterhalten und kochen musste ich auch für mich. Das alles hielt ich körperlich nicht durch und begab mich so auf die Suche nach einer neuen Lebensgefährtin. Alleine die Erlebnisse dabei füllen ein Buch. Die einzige, die mich ernst genommen und wegen meiner Gebrechen nicht mitleidig belächelt hat, war eine 54-jährige Südkoreanerin, die auch nur 30 Km. von mir weg wohnte. Sie hat mir die Augen für Asien geöffnet. Platonisch haben wir uns gut verstanden, mehr war nicht.

Habe dann im Internet gesucht und bin zufällig auf ein Inserat bei fs24 gestossen und habe Kontakt aufgenommen. Es entstand ein reger Schriftverkehr mit dieser Frau von 46 Jahren. Da es nahezu unmöglich ist, eine Thai nach Deutschland auf Besuch zu bekommen, hab ich mich kurzerhand ins Flugzeug gesetzt und bin Mitte März 09 für 4 Wochen nach Bangkok geflogen, wo sie ein Reihenhaus in einem Vorort hat. Sie hat mich am Flughafen abgeholt und wir sind dann mit ihrem Auto für 10 Tage nach Pattaya gefahren. Es wäre alles gut gewesen, wenn nicht diese ständige Reibung mit Daumen und Zeigefinger, gefolgt von dem Wort „money“ gewesen wäre.

Nach 10 Tagen sind wir dann zu ihr nach Hause, sie hat mich ihren Kindern vorgestellt und ich hab auch bei ihr gewohnt. Ende April ging es wieder zurück, am 2. Mai ins OP, neues Kniegelenk, Reha und Mitte Juli wieder nach Bangkok. Und da nahm das Elend seinen Lauf. Ich sass ich einem Rollstuhl, den die Flughäfen für Gehbehinderte stellen,  alleine am Flughafen. Sie war nicht da, ihr Handy ausgeschaltet. Also Taxi, zu ihr nach Hause. 2 Stunden später kam sie an. Thais und Pünktlichkeit sind wie Feuer und Wasser!  Sind wieder nach Pattaya und 4 Tage später zurück zu ihr. Plötzlich kamen Forderungen, wie 1.4 Mio. Baht für ihr Haus sollte ich ihr geben, die Autoraten bezahlen etc., sie hätte kein Geld mehr und ich wäre ja ein Farang = reich. Hab sofort meine Koffer gepackt und wieder per Taxi zurück nach Pattaya – alleine. Kannte ja nur das Hotel in dem Badeort.

Da ich keine Bars mag und one night stands verabscheue, blieb ich also an der Hotelbar. Ein Freund aus Chainat rief an und sagte, er habe eine Frau, 39, die einen Farang sucht. Derlei „Vermittlung“ ist hier nicht ungewöhnlich, eher üblich und ihre Schwester (54) ist mit einen Farang, heute ein guter Freund von mir, zusammen.  Sie kam dann auch und schon ging das Theater wieder los. Geld! OK, nach 2 Wochen zurück nach D und als der Winter kam, bin ich Anfang November 09 wieder für 2 Monate nach Bangkok und dann mit ihr weiter nach Ubon-Ratchatanie geflogen. Ihr, später verstorbener, Vater wohnte in Si Saket, ca. 50 Km. von Ubon entfernt und ich wollte mit ihr dahin. Wäre ja auch billiger geworden. Aber nein, Madame wollte lieber Hotel und da ich ja mit Krücke gehbehindert bin, sei ich eine Schande zum Vorzeigen. Dabei kann ich nicht mal sagen, dass ich hässlich bin. Heute weiss ich, sie war noch verheiratet und lebte auch mit ihrem Mann noch zusammen, wahrscheinlich auch heute noch. Das habe ich erst nach der Trennung erfahren. Suchte nur einen blöden Farang als Finanzier. Hat sie bei mir aber Pech gehabt!

Damals gingen, in Unkenntnis dieser Situation, trotzdem bei mir die Alarmglocken an und die Ratio rumorte heftigst. Ich wollte mir die 2 warmen Monate in Thailand nicht vermiesen lassen, gute Miene  zum bösen Spiel gemacht und die Zeit genossen. OK, ich habe 2 recht nette Monate mit ihr in Ubon verbracht und Kontakte geknüpft zu Farangs, die schon länger hier leben. Am 26. Dezember wieder zurück nach D und, trotz allem, täglich telefoniert. Dann bekam sie plötzlich Hämmorhiden und musste Anfang Februar angeblich ins Krankenhaus. Wer schon mal ein Thai Krankenhaus von innen gesehen hat, insbesondere die 30 Baht Station,  der weiss, was das bedeutet. Hab mich dann breit schlagen lassen und ihr 250 € für die OP überwiesen, obwohl ich damals schon an eine Trennung dachte. Aber ich bin auch Mensch, selbst krank und wollte nicht, dass sie in einem 50-Betten Raum ohne Klimaanlage liegen muss. Wie ich dann eine Woche später vom Freund ihrer Schwester erfuhr, war das Geld für die Familie und die kannte ich nicht mal, hatte ihr auch untersagt, das Geld dafür auszugeben. Hab sie nie mehr angerufen. 250 € Lehrgeld kann man verkraften, dachte ich. Andere hat’s schlimmer getroffen.

Trotzdem, Thailand ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Viele sagen, man bekommt den Thailand Virus, wenn man 2 Mal hier war und das stimmt. Zudem waren die Schmerzen im November /  Dezember hier deutlich erträglicher, ich konnte die Schmerzmittel reduzieren, heute sogar um 2/3.

Dann kam im März 2010 eine eMail von dem Freund aus Chainat, mit dem ich in regelmässigen Kontakt stand, eine Sprachschülerin (45) seiner Frau sucht einen Farang. Er wusste, dass ich auswandern will und eine Partnerin brauche. Jetzt mag man mich für bekloppt halten, aber dazu muss man meine Situation kennen und wissen, dass das mit den „Empfehlungen“ nun mal hier so ist. Ich bin auf Hilfe angewiesen, da ich viele Dinge des Alltags nicht mehr alleine machen kann. Das fängt beim Duschen, wo ich mir, da ich mich schlecht bücken kann,  nicht die Füsse waschen kann und hört bei so banalen Sachen wie Kartoffeln schälen auf. Und in einem Pflegeheim in D vor mich hin zu vegetieren, nee, das nicht! Für 500 €/M bekommt man hier eine Pflege und um die Uhr, wenn man will.

Natürlich spielen Verständigungsprobleme am Anfang eine Rolle, mit der Zeit wird das jedoch besser. Tipp: Wer nicht die Möglichkeit hat sich in Thailand pflegen zu lassen, dem kann ich auch in der Heimat zu einer günstigen Pflegekraft aus dem Ausland raten. In der Regel kosten die weniger und behandeln einen dafür noch pflegevoller.

Also im April 2010 wieder nach Bangkok; sie war am Flughafen und dann ging’s mit ihrem Wagen 7 Stunden nach Korat, wo sie eine Chilliefarm betreibt. Meine letzten 2000 Baht waren nach einer  Stunde weg. Tanken, essen. OK, abgehakt. An einer Bank zum Wechseln hielt sie aber nicht. In Korat setzte sie mich dann in der Pampa in einer Bungalowanlage ab und meinte, sie käme morgen wieder. Prima, keine Baht, nur Euro, keine Bank in der Nähe, nix zu essen, zu trinken und Madame haut wieder ab. Da ist mir echt der Kragen geplatzt und ich hab auch sie noch in derselben Minute rausgeschmissen. Ich war hundsmüde und hatte sicherlich nicht einen einzigen Gedanken an Sex, kannte sie auch erst ein paar Stunden, aber ein Essen zusammen und ein Gespräch wäre nett gewesen. Die Ratio hatte wieder mal Alarm geschlagen! Irgendwie würde ich schon da aus der Pampa weg kommen.

Hab dann am selben Abend einen Bekannten in Phibun-Mangsahan Nahe Ubon angerufen, der mich am nächsten Abend abgeholt hat. Waren hin und zurück 1.200 Km. Unter vielen hier lebenden Europäern gibt es hier eine Art Netzwerk, das gut funktioniert, wenn jemand in der Klemme ist.

Und als ich wieder in „meinem“ Hotel in Ubon war, fing endlich die gute Zeit an! Der Manager mochte mich irgendwie und nach 4 Tagen erheblichem Zuspruch zum Singha Beer, natürlich frustbedingt,  konnte er mein Elend nicht mehr mit ansehen. Irgendwann stand er von seinem PC auf und fragte in gebrochenem Thai-Englisch „Are you want Lady?“ Was immer das bedeuteten soll, aber der Sinn war klar. Was dann kam, hätte Loriot nicht besser machen können. Ein „Meterfünfzig“ Männlein mit Watschelgang kam im 5-Minuten Takt zu mir und immer dieselbe Frage – und dieselbe Antwort: NEEEEEE!! Ich hatte einfach nur die Schnauze von den geldgeilen Thailadys. Aber er machte sich eben auf Grund meiner Gebrechen nur Sorgen um mich, wie Behinderte hier normaler Weise sehr höflich behandelt werden und man ihnen hilft. Und plötzlich ging eine Zimmertür auf und SIE stand da. Nicht mehr ganz jung, ich nicht mehr ganz nüchtern, aber sie hatte ein Lächeln, wie man es wirklich nur im Land des Lächelns sieht. Ihr Name ist Nampet, was Wasserdiamant heisst. Und das ist sie wirklich!

Zunächst ging –natürlich- das leidige Thema Geld wieder los. Hab gleich zu gemacht und auch sie raus geschmissen. Da hatte ich ja schon Routine drin. Gegen das Wort Geld aus dem Mund einer Thai war ich zwischenzeitlich allergisch und bin es heute noch. Keine Thai kann so schön lächeln, als dass ich in den Ruin steuere. Die goldene Regel! Und Geld festhalten! Am nächsten morgen stand sie aber wieder vor meiner Zimmertür. Ob wir Kaffee trinken gehen?

Nach einigen Tagen und viel reden auf Deutsch, Thai und Englisch hatte sie begriffen, von mir gibt’s kein Geld. Obwohl sie nur 4 Jahre zur Schule gegangen ist, kann sie lesen, schreiben und rechnen, liest und schreibt sogar in Englisch. Was mich sehr erstaunte, obwohl sie zunächst kein Geld von mir bekam, sie kam immer wieder.

Wenn sich eine Thai um einen Farang kümmert, kann sie nicht arbeiten. Also ist es durchaus üblich und ganz und gar nicht unanständig, die Frau mit ein paar Baht, meistens so 500 Baht/ Tag, was ca. 12 € sind, zu entschädigen, was ich nach 3 Tagen auch tat. Ihre Kosten laufen ja weiter und was sind 12 €, wenn sich jemand um mich kümmert. Das hat nichts mit Prostitution  zu tun.

Was mir nur gewaltig auf den Keks ging, war ihr Telefon. Ob morgens um 10 oder abends um 10 beim Essen, Ihre Chefin beorderte sie zu einer / einem Kunden(in) ins Hotel: 2 Stunden Fussmassage. Ihr Lohn dafür: 150 Baht, knapp 4 €. Und ich sass dann in der Lobby des Hotels vor dem Raum, in dem sie arbeitete (ein ständig zugänglicher Raum, also nix mit Sex) und wartete.  Nach 4 Tagen hatten wir uns irgendwie zusammen gerauft und das leidige Thema Geld war abgehakt. Ich hab sie gefragt, ob sie sich vorstellen könne, mit der Arbeit aufzuhören und mit mir zu leben. Millionär wäre ich nicht, aber die Rente wäre auskömmlich und sie müsse nicht mehr arbeiten, wenn sie will. Das war ein für viele sicher nicht nachvollziehbarer Schnellschuss, aber alleine kann ich krankheitsbedingt eben nicht.  Natürlich wollte sie. 46 Jahre, 2 erwachsene Kinder, seit 4 Jahren geschieden, einen thailändischen Mann wollte sie nie wieder, 7 Tage Woche mit bis zu 14 Stunden auf Abruf bereit stehen ist kein Leben – und die Farangs haben immer an ihr vorbei gesehen – zu alt! Das leidige Thema: Anstatt mal auf die inneren Wert zu sehen, muss sie jung und knackig sein, wenn der Charakter auch noch so mies ist.

Das war Mitte / Ende April, der Rückflug war am 13. Mai gebucht und ich hatte für den 16. Juni ein one-way-ticket nach Bangkok schon in der Tasche. Die Kartons in D waren gepackt und die Spedition bestellt. Und nun hatte ich auch jemanden, der sich hier meiner annahm. Wäre es in die Hose gegangen, ok, das Risiko war ich bereit einzugehen. Aber irgendwie war ich von ihrer Art, wie sie sich kümmerte, sehr angetan. Und sie ist dazu noch ausgesprochen hübsch, trotz, oder vielleicht wegen ihrer 46 Jahre.  Und ich wollte auch nicht, dass sie sich weiter so ausbeuten lässt wie in den letzten Jahren. Ihr Lohn war regulär 8 € für 2 Stunden  Arbeit, aber 4 € musste sie an ihre „Mama san“, also Chefin abgeben.

Ich hab sie dann mit nach Bangkok genommen, wo sie die 5 Wochen bis zu meiner endgültigen Übersiedlung bei ihrer Tochter wohnte. Da sie ja nichts hatte, hab ich ihr natürlich etwas Geld, so 250 € in Baht, da gelassen. Seltsamer Weise hatte ich weder Magengrummeln noch hat sich meine Ratio warnend gemeldet. Und auf die konnte ich mich mein Leben lang verlassen!

Am 17. Juni 2010 bin ich dann morgens um 9 in Bangkok gelandet und weiter ging es per Flugzeug nach Ubon. Zunächst wieder ins Hotel und dann ging es auf Haussuche. War schnell gefunden, etwas ausserhalb von Ubon in einem Neubauvillage. 140 qm. Wohnfläche, 3 Schlafzimmer, 2 Duschbäder etc. und grosser Garten, sehr ruhig gelegen. Für unglaubliche 100 € im Monat. Nampet stand da in diesem schönen, grossen Haus wie vom Donner gerührt, hatte sie doch nun eine Schlafgelegenheit auf Bastmatte und Betonboden nebst Thaidusche (Wasserbecken mit Schöpfkelle) im Hinterzimmer des Hauses ihrer Chefin gegen einen kleinen Palast eingetauscht. Zunächst ein paar Möbel gekauft, nur das Nötigste, mein Hausverkauf in D war noch nicht abgewickelt und Geld knapp. Das Thema Geld blieb mir auch jetzt erspart, sie sagte nichts. Meine Rente wird nach Thailand überwiesen und reicht zum Leben.

Natürlich will eine Thai heiraten, wenn sie einen Farang „ergattert“ hat. Standesamtlich ging nur unter Verlust der Hinterbliebenenrente, aber buddhistisch kein Problem.  Ein Problem waren plötzlich die Eltern. Die verlangten unverschämte 500.000 Baht als Brautgeld, 12.500 €. Nicht ich, Nampet hat dazwischen geschlagen. Hat nicht mir die Pistole auf die Brust gesetzt, sondern sich mit ihren Eltern verkracht und redet seit 4 Monaten kein Wort mit den beiden. Als ihre Schwester in die gleiche Kerbe schlug, hat sie  die gleich rausgeschmissen. In Thailand sich mit den Eltern zu verkrachen, ist das Letzte, was Kinder machen würden, aber sie hat blitzschnell erkannt, 2 alten Leuten ½ Mio. Baht in den Rachen schmeissen oder selbst eine gesicherte Zukunft haben. Die Entscheidung fiel zu Gunsten ihrer eigenen Zukunft. Vollkommen unüblich für eine Thailady! Die Familie kommt zuerst, dann sie selbst und irgendwann mal der Farang. Der dient nur zum Zahlen.

Brautgeld in Thailand ist durchaus üblich, aber nicht für eine geschiedene, 46-jährige Frau mit 2 Kindern. Da gibt’s nix! Mit viel Wohlwollen eventuell 20 oder 30.000 Baht, zur Wahrung des Gesichts der Eltern.

Mein Haus in D war zwischenzeitlich verkauft, wir konnten uns ein Auto leisten und das Haus komplett einrichten. Nur dient das alles nicht als Bargeldnachweis für das Jahresvisum. Da müssen 800.000 Baht ( oder Rente x 12 plus Differenz bis 800.000 B) nachgewiesen werden, und zwar per Bankbestätigung und mindestens 2 Monate rückwirkend auf einem thailändischen Bankkonto. Und da hat sie wieder etwas vollkommen Thailady untypisches gemacht. Nicht shopping und mit dem „reichen“ Farang angeben und mit Geld um sich schmeissen, nee, Geld für den Visanachweis angelegt – auf meinen Namen natürlich.

Wir waren zwischendurch mal auf der Immigration, ein paar Fragen zum Visum klären und da hatte sie ein Schlüsselerlebnis, was sie sichtlich geschockt und sicher zu ihren späteren Entscheidungen beigetragen hatte, bei Geld Vorsicht walten zu lassen: Ein Franzose, 75, den ich flüchtig kenne, wollte sein Visum verlängern. Problem: Ihm fehlten 20.000(!!!) Baht an den 800.0000, die als Nachweis für’s Visum nötig sind. 500 €, die er bar in der Tasche hatte! Die Gesetze für Ausländer sind in Beton gegossen und nicht verhandelbar. Wir sind geduldet, aber nicht gern gesehen, wenn wir auf Dauer hier leben. Kurz, der Mann bekam ein 5 Tages Visum und musste dann das Land für 2 Monate verlassen. Nampet sprach 2 Tage kaum was und dann erklärte sie mir, sie möchte nicht, dass ich noch mal nach D muss, nur weil Geld fehlt. Spätestens seit dem Erlebnis ist das Thema Geld zwischen uns tabu. Thailady untypisch!

Ich glaube, ich habe dank der Tatsache, dass ich immer auf meine rationale Ebene gehört habe, Glück mit meiner thailändischen Lebensgefährtin gehabt. Nach fast 10 Monaten des Zusammenlebens hat sie seit 3 Monaten meine Visakarte für das Renten Girokonto. Sie holt Geld  vom Automaten und geht alleine einkaufen, weil ich oft keine Lust hab, 8 Km. zum Automaten oder Supermarkt zu fahren und legt mir den Auszug und die Einkaufsquittung hin. Ich mache auch hier eine Einnahmen- Ausgabenrechnung. Und es fehlt kein Baht.  Beklaut sie mich, kann sie gehen, das weiss sie. Sie will kein Geld von mir, weil ich ihr klar gemacht habe, ich will eine Lebensgefährtin an meiner Seite und keine „bezahlte Liebesdame“ oder Pflegerin. Ihre Eltern kriegen jetzt gar nichts mehr und die Kinder sollen arbeiten, sagt sie. Ich zahle nichts an die beiden. Sie hat alles, was sie braucht und verwaltet auch das Haushaltsgeld. Wir führen ein ruhiges und beschauliches Leben ohne Sorgen und ständiger Geldstreitigkeiten, wie ich sie in meinem Umfeld hier täglich erlebe.

Als ich das erste Mal nach Thailand kam, hab ich gleich unter und mit Thais gelebt. Hab versucht, mich in sie hinein zu versetzen und zu verstehen. Ich möchte nicht anmassend sein, aber wenn man sich 16 Monate nur unter Thais aufhält und nicht in einem Hotel am Pool liegt, lernt man dieses Land und die Leute recht schnell kennen. Ich glaube, nach den 16 Monate hier, dass ich von Land Leuten mehr verstanden habe als viele Urlaube nach 20 Jahren in Hotels.

Die Brücken nach D habe ich abgebrochen. Bin Witwer, Kinder habe ich nicht, meine Eltern leben nicht mehr, meine Geschwister können mich mal, also was soll ich da. Manch einer wird mich sicher für verrückt halten oder mitleidig belächeln. Ich weiss, ich habe für mich die einzig richtige Entscheidung getroffen und bisher keine Sekunde bereut. Ich hatte Glück, weil ich die „goldene Regel“ befolgt habe: Gehirn einschalten!

3 Gedanken zu „Der Farang und die Thailänderin

  1. Danke für Deinen interresanten Bericht.Ich bin 57Jahre alt,war7Mal in Thailand in URlaub.Ich liebe dieses Land und habe vor für immer nach Thailand zu ziehen. Liebe Grüsse Peter

  2. habe den gleichen thailebensweg wie du.aber nie reingefallen,da thai insider auf mich aufgepasst haben.wollte auch nie eine thai.diese gerissene abzocke war mir zuwider.wollte sonne,meer und tolles essen.auch immer unter thais.und dann stand sie ploetzlich da und rums es hatte eingeschlagen.wir sind gluecklivch verheiratet,nach drei jahren zusammenleben,haben wir den schritt gewagt.wir sind nicht reich-das war ich mal-vorbei aber saugluecklich.wir schmeissen unser geld zusammen.allerdings gebe ich ihr 6000 bmtl.fuer uni des sohns.sie ist 45 und ich 65.wir sind standesamtl.verheiratet sodass sie nach meinem ableben einen guten teil meiner rente bekommt.jetzt wollen wir nach ubon ratchathani tiehen und suchen ein haus zur miete.vielleicht kannst du mir ja einen tip geben.liebe gruesse.michael.

  3. Du hast alles richtig gemacht . Ich freue mich das du dein Glück in Thailand gefunden hast. An deinem Beispiel kann man erkennen das man wenn man ein normales Leben sucht es auch jederzeit in Asien finden kann .Ich hoffe du kannst mit deiner Frau noch ein paar Jahrzehnte in Frieden Leben und wünsche dir Gesundheit,Glück und Zufriedenheit im Land des Lächelns.

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