Bergvölker im Rampenlicht – Ethno-Tourismus bei den Karen, Akha und Hmongs

Fast 500.000 Mitglieder der Bergvölker leben im Norden von Thailand. In diesem Gebiet unterscheiden sich die Bergvölker ethnisch, kulturell und auch sprachlich stark von den Einwohnern der unteren Regionen im Norden. Die sechs größten Gruppen sind die Attraktion des Hill Tribe Tourismus geworden. Die Karen, Meo, Ya, Lahu, Lisu und Akha. Diese Gruppen teilen sich wiederum in Untergruppen unterschieden durch ihre auffälligen Farben in ihrer Kleidung, etwas für Spezialisten.Jahrhunderte lang haben die Bergvölker von Landwirtschaft gelebt. Dabei praktizierten sie das Prinzip Brandrodung. Trockener Bergreis wurde ihr Hauptnahrungsmittel.

Die zwei weltweit bekannten Frauen der Longnecks
Die zwei weltweit bekannten Frauen der Longnecks

Auch heute bauen sie Kartoffeln und Gemüse an und leben von den Früchten des Dschungels. Und das ist auch gut so. Denn in vergangener Zeit war besonders das angebaute Opium Haupteinnahmequelle.Der Ethno-Tourismus verursacht Druck auf die Region und seine Bewohner. Ausgelöst durch den Bedarf an unberührten Kulturen und angepriesen als „Erstkontakt mit Weißen“, landeten in Chiang Mai in den 70ern die ersten großen Wellen interessierter Touristen.

Kopfschmuck bedeutet Reichtum
Kopfschmuck bedeutet Reichtum

Deren Bedürfnisse wurden geweckt und befriedigt in Form von zumeist schlecht vorbereitete aber zielgerichtete Kontakte zu den Hilltribes durch private Beziehungen.Das Lisudorf Kae Liso liegt idyllisch am leicht aufsteigenden Hang. Die Hütten ducken sich im Schatten der hohen Bäume. Eine Sau schützt ihre Ferkel und die Hühner laufen mit ihrem Hahn jedem vor die Füße, der nicht acht gibt. Die engen Wege des Dorfes führen auf den Dorfplatz. Hier stehen und hängen die handwerklichen Arbeiten, die ihre Käufer suchen. Dezent halten sich die Frauen des Dorfes im schattigen Hintergrund. Der Verkauf ist in den letzten Tagen schlechter geworden. Zwei kleine Mädchen in traditioneller Kleidung mit warmer Kopfbedeckung stellen sich fotogen ins Rampenlicht, ein älterer Junge sitzt im Schatten und spielt ein thailändisches traditonelles Saiteninstrument. Sein Vater liegt auf dem Boden und bewacht die großen blauen Plastikplanen, auf denen der Reis trocknet.

Mehl malen
Mehl malen

Die Ruhe des Dorfes strahlt auf die Besucher ab. Die ersten touristischen Kunden waren junge Leute aus Europa und USA. Sie formulierten ungeniert ihre Bedürfnisse nach Unberührtheit. Heute gehören die Besucher zu allen Generationen. Ein Problem ist, dass die meisten Touristen weder die physische noch die psychische Erfahrung mitbringen, um diese Kontakte halbwegs verarbeiten zu können. Zu wenig Wissen, zu hohe Erwartungshaltungen. So wird der Kontakt heute nur noch in 30 Minuten Rhythmen praktiziert: Fotos machen, Kunsthandwerk kaufen, einen Lisu anfassen. Der Weg führt zurück über einen Höhenweg, an einigen schattigen Plätzen stehen bereits große Holzbänke für die Senioren zum Ausruhen und Geldnachzählen. Über 80% der ausländischen Individualtouristen in Chiang Mai sind an Trekkingtouren interessiert, und die meisten davon nehmen an den organisierten Wanderungen teil. Chiang Mai ist die Hochburg, und so ist es kein Wunder, dass alleine dieser Ort inzwischen weit über 100 Veranstalter für eintägige und mehrtägige Trekkingtouren zählt. Vor 1970 gab es überwiegend freiberufliche und spontan zu mietende Guides. Ab Anfang der 70iger Jahre etablierten sich rund um die Gästehäuser und Restaurants, die von jungen Touristen frequentiert wurden, neue Trekking-Anbieter und Vermittler. Diese Agenturen mit dem Anspruch der individuellen Dschungel-Touren brauchten nicht viel: eine einfache Überdachung ist das Büro.

Bei den Karen
Bei den Karen

Oft sprechen sie nur gebrochen Englisch und können darüberhinaus kaum ihre Aufgaben als Führer wahrnehmen, da sie weder Englisch sprechen noch Kenntnisse haben über die Sprachen der Bergvölker. Entscheidend ist der Preis. Die Sandalen-Touristen achten nicht auf Qualität, sondern auf ihr sehr beschränktes Reisebudget. Für diese Zielgruppe muß also nicht investiert werden. Jeder Gang durch die Straßen von Chiang Mai ist gepflastert mit Werbetexten, Fotos und Gästebüchern. Die Eintragungen sind positiv. Der Wettbewerb findet im Kleinen statt. Werbetexte hängen an den Agenturen, Reisebüros und Gasthäusern: „Der Spezial-Treck mit Erfahrungen fürs Leben. Reisende, die die primitiven Kulturen, Traditionen und Leben studieren wollen, die 6-8 unberührte Dörfer in nur 3 Tagen sehen und mit den Menschen sprechen wollen, die unser Jahrhundert noch nicht erreicht haben, sind hier richtig. Und das alles inklusive Elefantenritt, Dschungel-Jeep-Tour und Bootstrip durch die faszinierende Natur des Nordens”. Kein Foto unter 100 Baht. Nur wer ständig kauft, bewegt sich frei. Die Minibusfahrer reiben sich die Hände. Dieses Dorf der Akha nimmt man mit, egal, welche Tagestour gefahren wird.

Alte Akhafrau

Ob ins Goldene Dreieck oder der Besuch eines Elefantentrainingscamps, ob eine River-Rafting Tour oder ein leichter Trekking-Marsch, dieses Dorf der Akhas ist immer dran. Die Dorfbewohner sind geschäftstüchtig geworden. Stände säumen die Straße und bei den ersten Fotos werden die Schulden des Fotografen lautstark deutlich gemacht. Wer hier fürs Ablichten nicht zahlt, zahlt für die angebotene Ware das Doppelte. So bleibt einem am Schluß des Kontaktes mit den Bergvölkern nur die kleine überteuerte Armbrust, die schon beim ersten Verpackungsversuch zerbricht und kurz darauf auf dem Müllhaufen des Dorfes landet. Stolz führt ein kleiner unaufdringlicher Junge zum Verkaufsstand der Großfamilie, etwas abseits vom großen Geschehen. Seine beiden hübschen Schwestern versuchen mit kenntnisreichem Charme Stoffe an den Mann zu bringen. Die Mädchen der Akhas verheiraten sich zwischen 13-16 Jahren, die Jungen zwischen 16 und 20. Vor 1000 Jahren kam dieser Volksstamm aus Tibet. Thailändische Bürger können sie bis heute nicht werden, dafür sind sie die einzigen, die einmal eine staatliche Genehmigung erhielten, Opium anzubauen. Und zusätzlich erhielten sie eine Lizenz, es zu rauchen. Die Lebenserwartung der Akhas liegt bei 50 Jahren. Für Europäer ist es schwer, Asiaten altersmäßig richtig einzustufen. Bei den Gesichtern der Bergvölker ist es so gut wie unmöglich. Zwei der Akhafrauen verhandeln mit Touristen.Über ihr Alter und über Geld.

Bergvölker: Akhafrau bei der Hausarbeit
Bergvölker: Akhafrau bei der Hausarbeit

Ihre Gebärdensprache ist überzeugend, umfangreich ihr Repertoire. Geschickt haben sie zu zweit die beiden deutschen Touristinnen überzeugt. Jedes weitere Foto je 100 Baht und obendrein noch zwei Silberketten, die einen der üblichen chemischen Silbertests nicht aushalten würden. Dieses Akhadorf ist ein Haufendorf. Leider haben die neuen Materialien zur Dachdeckung den traditionellen Baustil abgelöst. In zwei Jahren werden am Dorfeingang Fotos hängen, wie es früher mal aussah. Früher hielten ihre Häuser ein Jahr, sie wurden danach komplett niedergerissen und gemeinschaftlich innerhalb eines Tages wieder aufgebaut. Die Akhas in diesem Dorf sind an Touristen gewöhnt. Die Mehrtagestouren sind besonders für die Low-Budget Traveller interessant. Sie sparen dadurch die Übernachtungen in Chiang Mai und brauchen sich nicht um Essen und Unterhaltung zu kümmern. Auf den Touren wird von der Anfahrt bis zum Hochlandtrockenreis alles serviert unter dem Etikett des individuellen  Reisens und einmaligen Erlebens. Da kann es schon einmal passieren, dass 300 km nördlich von China Mai unberührte Dörfer liegen sollen, wo jeder stutzig werden müßte, der die Landkarte schon einmal in der Hand gehabt hat. 100 km nördlich von Chiang Mai ist die Grenze zur Myanmar und Laos, also keine Chance für Trekkingtouren. Je weiter je besser, je einfacher je authentischer, je billiger je ehrlicher. Viele Urteile halten sich lange in den Kreisen der Trekkingkunden und die einschlägigen Tourismusführer können gar nicht so schnell publizieren wie Agenturen kommen und gehen.

Longnecks werden zu Geld gemacht
Longnecks werden zu Geld gemacht

Ende der 70er, Anfang der 80er lag das Hauptgebiet des Trekking-Tourismus nördlich des Mae Kok River, die heutigen Standard Jungle-Touren werden wesentlich weiter gefaßt. Die Gespräche mit den Travellern in Chiang Mai sind aufschlußreich. Jeder Abend in den Gärten der Low Budget-Herbergen läuft nach einem ähnlichen Muster ab. Was machst Du morgen, wohin gehst du, mit wem und wie teuer? Was sie wollen ist das Abenteuer ohne Anstrengung. Es muß weit weg sein vom Massentourismus und möglichst wenig Touristen sollen teilnehmen. Viel später wird erkannt, dass sie selbst der Massentourismus sind. Aber dann hat man das Land schon lange wieder verlassen.  „Fühle dich gut und vergiß deine Probleme”, heißt die Devise. Auch das höhere Marktsegment wird damit angesprochen, die Besserverdienenden. “Wir sind nicht wie die anderen, wir sind nicht dort, wo andere sind. Trekking abseits der ausgetretenen Wege”, steht auf einem Plakat in einem Hotels. Zumindest wird hier schon zugegeben, dass es ausgetretene Wege gibt.Die Mittagshitze steht auf der Straße. Die Stände werfen scharfe Schatten. Im dunkelsten Teil der überdachten Verkaufsplätze sitzen die Yao-Frauen, deren wesentliches Merkmal ihr flauschiger Schal ist. Sie leben in diesem Dorf inzwischen ausschließlich vom Tourismus. Hinter der Straßenbebauung  befindet sich unwirtlicher und fast undurchdringlicher Busch in leicht steigender Hanglage. Die Straße führt über eine kleine Brücke in die Berge. Der Bambus steht hoch, doch die stärksten Stämme sind bereits geschnitten. Bambus ist ein begehrter Baustoff. Die Besucher erkennen Unterschiede nur an der Kleidung. Also tragen die Bergvölker besonders sorgfältig ihre Erkennungszeichen und bieten damit den Schnellreisenden bei ihren kurzen Stopps das notwendige Unterscheidungmerkmal. Die Waren dagegen, die hier angeboten werden, scheinen von einem Großhändler zu kommen, dessen Bezirksleiter im Morgengrau  alle Stände bestückt. Die handwerklichen Unterschiede in der einfachen Souvenirkunst sind nicht nur an lokale Grenzen gestoßen, sondern so glaubt der Vielreisende, schon eher an globale Grenzen. Vieles ist gleich, das meiste gleicher. Nur wer in die hinteren Ecken der Häuser schaut oder die Möglichkeit eines Gespräches nutzt, wird die volksgruppenspezifischen Unterschiede noch feststellen können. Vielleicht. Vor 800 Jahren wanderten die Yaos von China kommend in diesen Landstrich. Die meisten von ihnen sprechen noch Mandarin.

Ich suche mir den besten Guide in der Stadt. Es gibt sie, doch keiner kann alles. Natürlich sprechen sie nicht nur Englisch, sondern auch die Dialekte der Bergvölker. Doch man sollte wissen, dass die Sprachen der Bergvölker eigene linguistische Sprachen mit höchst differenzierter Syntax und Semantik sind. Wer seinen Guide bei den Bergvölkern genau beobachtet, wird merken, dass die Verständigung auf den Touren bei den regelmäßigen Anlässen wie Nahrung besorgen, Essen machen und Übernachtungen organisieren, meist nonverbaler Art sind. Tiefe Gespräche, geschweige inhaltsreiche Diskussionen sind nicht möglich. Die meisten Guides benutzen nordthailändisch und diese Sprache wird gerade mal in einigen Außenbezirken verstanden, von den Bergvölkern mit Sicherheit nicht. Aber ein paar Vokabeln reichen, um den zum Teil 30-minutigen Aufenthalt der Touristen ohne Verdacht zu bestehen. Ein größeres Problem ist da eher, dass die meisten Guides ungenügend Englisch sprechen, und das ist wirklich ärgerlich. So werden die anfänglichen Kennenlerngespräche in den gleichen Sprachinhalten geführt wie in den nächtlichen Bars: “Where do you come from, what is your interest, yes, I will do my very best. We meet us early in the morning. I will pick you up”Und dann wird hilflos erzählt, dass es wichtig ist, so zu sein, wie die Hill-Tribes, so zu essen und zu trinken wie sie, so zu leben wie sie, für 3 Stunden oder für eine Nacht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass abends plötzlich in den professionellen Dörfern getanzt, gesungen und Musik gemacht wird. Es ist unterhaltsam, so, als wäre hier jeden Abend etwas los, ob mit oder ohne Touristen. Sicher, die Dörfer, die jeden Tag 150 bis 200 Touristen bedienen, und davon über die Hälfte mit Übernachtung, präsentieren schon aus Überlebensgesichtspunkten ihren Beitrag zum Gelingen des Besuchs und des Kulturaustausches. Doch es gibt tatsächlich auch noch Akha Dörfer, wo junge Mädchen spontan singen, doch mit Sicherheit sind da keine Touristen dabei.

Und dann kommt der Abend in Chiang Mai. Die Busse sind zurück, die Expeditionen zu Ende. Wenn in einem der einschlägigen Treffpunkte in Chiang Mai beim Essen eine Teilnehmerin stolz ihr Tageserlebnis auf den Punkt bringt, indem sie die Tanzschritte, die sie bei den Lisus gelernt hat, zum Besten gibt, dann lachen die Teilnehmer und die Veranstalter freuen sich. Mir bleibt das Essen im Hals stecken. Die Suche nach meinem Guide war nicht erfolglos. Atip hat beste Empfehlungen und kennt sich aus. Nur viel Zeit haben wir nicht. Und so eröffne ich ihm meine Wünsche. Ein Meo-Dorf, Feldarbeit und Opiumanbau. Er sagt zu.Die breite Ausfallstraße von Chiang Mai führt nördlich auf eine Bergstraße, die den näheren Nordwesten um Chiang Mai erschließt. Hier liegt das Mae Sa Valley. Fruchtbar inmitten des Doi Suthep Nationalparks. Irgendwo an einer der vielen nichteinsehbaren Feldstraßenabzweigungen bremst Atip. In einer heftigen Linkskurve geht es bergab ohne jede Seitenbefestigung, dann endet die Straße in einem Meodorf. Der Dorfplatz ist groß. Eine kleine Unterstellmöglichkeit macht deutlich, daß es von hier aus eine Verbindung nach Chiang Mai gibt. Es ist Mittagszeit, die Sonne brennt. Nichts bewegt sich. Die Hunde liegen im Schatten und niemand scheint unsere Ankunft bemerkt zu haben. Atip kennt dieses Dorf. Er arbeitet seit vielen Jahren bei Pon, einem Trekking-Veranstalter, der nicht nur über den Schutz der Bergvölker redet, sondern dieses auch praktiziert. Ganz in der Nähe hat sein Chef ein riesiges Areal gekauft und schützt so die dort lebenden Hill-Tribes vor dem Ausverkauf. Atip kennt Jang See. Er wohnt in einem alten Haus etwas oberhalb des Dorfes. Vor dem Haus steht ein Stuhl und darauf sitzt ein alter Mann, der gerade dem Huhn die letzten Federn zupft.

Seine Frau Mho Ka ist im schattigen Innenraum geblieben und begrüßt Atip. Man möge hereintreten und einen Tee mittrinken. Vorsichtig trägt Atip sein Anliegen vor. Gibt es heute noch die Möglichkeit, Meos bei der Feldarbeit zu besuchen, gibt es irgendwo Mohnfelder und lassen sich die dörflichen Lebenszusammenhänge heute noch fotografieren? Alle Wünsche lassen sich erfüllen, sagt Jang See.  Ich trinke meinen Tee aus. Er drückt das Huhn seiner Frau in die Hand, nimmt seine Kopfbedeckung und geht mit uns zum Dorfplatz. Wir besteigen den Pickup von Atip. Jang See weigert sich, innen einen Sitzplatz wahrzunehmen, sein Platz war immer die Ladefläche und sie bleibt es auch heute. Der Weg führt steil in die Berge. Ohne Vierradantrieb ist dieser Weg kaum zu nehmen, sagt Atip. Ein schwieriges Unterfangen. Atips Wagen hat einen Zweiradantrieb und keine weiteren Geländehilfen. Und da es der Wagen seines Vaters ist, überrascht mich seine Entschlußkraft, diese Bergbesteigung vorzunehmen. Wir fahren durch das Dorf, dann am Berghang entlang. Die bergseitige Weghälfte ist etwa fünfzig Zentimeter höher als die hangseitige. Der Pickup fährt in bedenklicher Schräglage. Jang See scheint das nichts auszumachen. Er steht aufrecht auf der Ladefläche, hält sich an der Ladehilfe am Führerhaus fest und scheint sichtlich Spaß an dieser Form des Wellenreitens zu haben. Die Kurven werden enger und die Steigung ist nur mit entsprechendem Schwung zu nehmen. Steil fliehen die Hänge Richtung Tal, eine maschinelle Unterstützung der Feldarbeit ist hier niemals möglich, das wird bei dieser Fahrt klar. Mühsam werden hier die Früchte angebaut. Auf einem Absatz mitten im Feld sitzt ein junges Paar. Langsam schraubt sich die Straße in den Hang. Irgendwann, fast unerwartet nach dem nicht enden wollenden  Schlingern des Autos von ausgefahrenen Spuren auf rettende Erdinseln, taucht plötzlich ein vollbeladener Pickup auf. Die Feldarbeit ist fast beendet, der Sohn von Jang See schnürt die letzten Kohlköpfe auf die Ladefläche. Der Wagen muß bis morgen früh auf dem Markt von Chiang Mai seine Ware abgeliefert haben, meistens werden die Pickups schon abends auf dem kleinen Umschlaglatz ganz in der Nähe des Flusses erwartet.

Unter dem Dach einer leichten schattigen Hütte sitzt die Schwiegertochter mit noch einigen anderen Frauen. Sie sitzen vor einem kleinen Feuer und kochen Tee. Die Atmosphäre strahlt Ruhe aus, kein störendes Geräusch unterbricht die Szene, ein Arbeitstag geht zur Neige und wäre nicht Atip gekommen, müßten nun alle den langen Weg ins Dorf zurücklaufen. Es ist hier üblich, dass jedes Auto ein Taxi ist. Selten wird man ein Fahrzeug mit dem zulässigen Höchstgewicht sehen, es sei denn, es ist auf dem Weg zum Feld. Die Felder der Hill Tribes liegen oft weit entfernt von ihren Dörfern. Die Hänge sind steil und oft müssen die Flächen mit Entwicklungshilfen oder staatlicher Unterstützung gerodet und bepflanzt werden. In Regenzeiten sind diese Landschaftsstriche im Nordwesten kaum erreichbar. Auch Chiang Mai, die große Stadt im Norden, kennt die massiven Überschwemmungen zu Regenzeiten. Dann geht nichts mehr.

Ich habe meine Motive bekommen, jedenfalls fast alle. Der Opiumanbau findet so dicht an Chiang Mai nicht statt. Alle wußten es, nur keiner sagt am Anfang, dass etwas nicht geht. Chiang Mai ist das Zentrum des Nordens und der Norden, das sind die Bergvölker mit ihren Kulturen. Es braucht engagierte Veranstalter und couragierte Politiker. Atip will seinen Teil dazu beitragen, sagt er und fordert vom Gast den seinen. „Wie kann der aussehen?“ frage ich. Wir verlassen die Berge Richtung Chiang Mai. Morgen fliege ich zurück. Ob er das meint?

3 Gedanken zu „Bergvölker im Rampenlicht – Ethno-Tourismus bei den Karen, Akha und Hmongs

  1. @ Dennis. Ich kenne die Absichten des Schreibers nicht, finde den Artikel aber sehr interessant. Die Bilder sind schön. Der Beitrag hat mich gut unterhalten und auf spannende Weise informiert.

  2. Warum wollen die wie Giraffen aussehen? Ich verstehe andere Kulturen haben andere Schönheitsideale, aber das schaut doch nur affig aus. Kann mir mal jemand bitte erklären wo der Sinn ist?

    oxly11: Das muss man nicht erklären. Andere Länder, andere Sitten.

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