Von kambodschanischen Motorradverleihern und Taxifahrern

In Kambodscha ist das Verleihen von kleinen Motorrädern, wie Honda Dreams oder Jamahas mit 100-125 ccm, nicht erlaubt. Nur Sihanoukville bildet eine Ausnahme. Es gibt eine starke Taxi-Lobby, die das Verbot für Phnom Penh und Ziem Reap mit seinen Tempelanlagen Angkor durchgesetzt hat. In Phnom Penh wurde es begründet mit der Unfallgefahr für Ausländer. Das ist richtig, denn die Kambodschaner kennen keine Verkehrsregeln. Jeder ausländische Führerscheinbesitzer, der meint, er könne fahren, wird früher oder später in einen Unfall verwickelt, weil er denkt, er habe Vorfahrt und sei im Recht. Er hat nach westlichen Maßstäben wohlmöglich keine Schuld, doch ist das egal. Wäre der Ausländer nicht im Land, wäre es nicht zum Unfall gekommen. Also ist der Ausländer die Ursache und trägt die Schuld. Schöne Begründung für ein Verleihverbot!

Taxistand
Taxistand

Die Taxifahrer haben ihre eigene Meinung zum Thema. Jeder Tourist mit Motorbike ist eine Verdienstquelle weniger. Gerade dort, wo sich Touristen versammeln, nahe am angesagten Strand und bei den Bars sind die Taxistände. Und dort provozieren die gemieteten Motorbikes. Besser, sie werden entwendet. Die Taxifahrer nicken anteilsvoll und lächelnd, wenn die Bestohlenen zu ihnen ins Taxi steigen. Stecken sie mit den Dieben unter einer Decke? Melden sie die nicht gesicherten Motorbikes? Irgendwie muss man auf den lästigen Motorradverleih reagieren. Das Ausspähen der ungewünschten Miet-Bikes und Peilen der Lage ist unauffällig, wenn es durch Taxis erfolgt, die überall stehen können und auf ihre Gäste warten. Eine verdiente Provision gehört dazu.

Gut für das Geschäft wäre dieses System allemale. Die Taxifahrer halten ihren Verlust in erträglichen Grenzen und den Motorradverleiher kümmert es kaum, denn die Touristen bezahlen den vollen Preis der Motorbikes, egal wie alt es war. Besser kann die Erneuerung des Fuhrparks nicht geregelt werden. Für Kambodschaner ist das Motorbike zum Statussymbol geworden und neben dem Smartphone ein wichtiges Indiz für die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Der Neuwert eines typischen Motorbikes, wie die Honda Wave mit 100ccm, liegt bei 1200 US$. Viele Kambodschaner können solche Summen nicht bezahlen. Der reale Alltag bietet gar nicht die nötigen Verdienstmöglichkeiten. Daher suchen viele nach einer anderen Lösung. Alternativ kommt Diebstahl in Frage oder der Kauf eines gestohlenen Fahrzeugs. Der Tourist sollte den für ihn verschmerzbaren Betrag in Höhe von ca. 1200 US$  als Entwicklungshilfe abbuchen, sozusagen als gutes Werk. Dann entsteht eine Win-Win-Situation für alle. Ist doch logisch, oder?

2 Gedanken zu „Von kambodschanischen Motorradverleihern und Taxifahrern

  1. Die Vermutung eines Systems ist glaubwürdig, wenn das Spannungsfeld auf Taxifahrern und Motorradmietern real ist. Die beteiligten Einheimischen können damit nur gewinnen. Solange keine Tourismusbehörde auf starke Zahlen in diesem Wirtschaftszweig hinweisen kann und deswegen mehr Sicherheit einfordert, muss man das hinnehmen.

  2. Die Zusammenhänge sind verständlich. Die Polizei wird sicherlich nicht gerade mit Nachdruck an dem Thema arbeiten. Wahrscheinlich ist sie beteiligt. Viele Touristen sind nach wenigen Wochen verschwunden und wo kein Kläger, da kein Richter.

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