Chile. 1969. Hans Hermann Gade, seinerzeit entsandter Lehrer an der Deutschen Schule in Concepción, reiste mit seiner Schulklasse in das Gebiet der Mapuche im zentralen Teil des langgestrecken Chile. Die Mapuchen zählen zu den Araukanern, ein eigenes indigenes Volk in Südamerika, das sich im Verlauf der Geschichte relativ erfolgreich gegen die spanische Kolonisation behaupten konnte und auch heute noch einen Sonderstatus in Chile und Argentinien innehat. Das Verhältnis der Mapuche zum Staat ist durch Landenteignungen, Flutung ihrer Länder durch den aufgetauten Fluss Bio Bio und durch das Abholzen von Wäldern zur Cellulosegewinnung angespannt. Unter Salvador Allende fand eine Enteignung von Landwirtschaftsbetrieben statt und wurde den Mapuche in Folge dessen Ländereien zurückgegeben. Unter der Diktatur Pinochets wurde dies wieder rückgängig gemacht.
1969 sprachen viele Mapuche noch ihre Ursprache Mapudungun, die immer mehr dem Spanischen gewichen ist. Ihren Hang zur Unabhängigkeit demonstrieren die Mapuche auch mit bizarren Handlungen. Microsoft wollte ein Version von Windows XP in der Ursprache der Mapuche herausbringen, wogegen ihre Führer eine Klage auf Verletzung ihres geistigen Eigentums ankündigten. Für Außenstehende scheint das strategisch unklug gewesen zu sein, weil damit ein wichtiges Förderelement zur Bewahrung einer Sprache nicht in Anspruch genommen wurde.
Hans Hermannn Gade hatte die Gelegenheit, die Mapuche während ihrer religiösen Zeremonie Nguillatun zu fotografieren, was damals eine besondere Auszeichnung war, weil sich die Mapuche nur ungerne fotografieren ließen. Ohne die Zustimmung einer führenden Person wäre das nicht möglich gewesen.
An der Deutschen Schule in Concepción wurden einige Kinder aus Mapuchefamilien unterrichtet. Die Schule hatte ein sogenanntes Schullandheim, eine Hütte aus Holzbohlen, in dem Mapuchegebiet bei Temuco, in dem viele Chilenen mit Deutscher Abstammung leben. Jede Reise war ein Risiko. Ein Lehrer der Deutschen Schule wurde komplett ausgeraubt. Hans Hermann Gade, der mit seiner Frau Hildegard und kleinen Kindern im VW Käfer Chile bereiste, erlebte brenzlige Situationen, die sich auf ungewöhnliche Weise auflösten. Wenn Hildegard Gade ihren jüngsten Sohn, ein hellblondes fröhliches Baby im Arm trug, wichen die Mapuche erstaunt zurück. Dort gab es keine blonden Kinder; alle hatten schwarze Haare.
Interessanter Artikel. Südamerika ist ein Kontinent der mich immer schon sehr fasziniet hat.